Archiv des Autors: Lisa Wild

Buchtipp #5 Verzeihen ist die größte Heilung

(Gerold G. Jampolsky, Verlag Heyne 2005, ISBN 978-3-453-70016-1)

Klappentext

Gesund und glücklich durch die Heilkraft des Verzeihens
Wer von ganzem Herzen verzeihen kann, lebt gesünder und zufriedener. Anderen Menschen zu verzeihen bewirkt eine so umfassende Wandlung unseres Lebens, wie wir sie uns niemals hätten träumen lassen. Wenn an Stelle von Hass die Liebe, an Stelle von Angst die Zuversicht tritt, haben wir unseren Frieden mit uns und der Welt gemacht und ersetzen Krankheit durch Gesundheit und Unglücklichsein durch Glück.

„Dieses Buch wir Ihr Leben verändern!“ (Neale Donald Walsch)

Mein Eindruck

Verzeihen. Ein oft schwieriges Thema. Ein Thema, das an sich schon kränken kann. Ein Thema, zu dem es haufenweise Literatur gibt. Es gibt unter uns Menschen die vielfältigsten Ansichten hierzu. Und jeder hat auf seine Art „Recht“, wenn man die jeweilige Sichtweise einnimmt und versucht, diese zu verstehen.

Was also ist an diesem Buch über das Verzeihen anders, so dass ich genau dieses als Buchtipp aufnehme?

Nun – es ist sicherlich kein Buch, dass eine To-Do-Anleitung beinhaltet, die man einfach Punkt für Punkt abarbeitet und dann ist alles gut. Eher im Gegenteil: es erfordert von jedem eine höchst persönliche, ehrliche, reflektierte und dezidierte Auseinandersetzung damit, was die im Buch enthaltenen Aussagen für das eigene Leben bedeuten könnten. Und diese Anstrengung kann durchaus auch mal nervig sein. Da stimme ich jedem zu, der es so empfindet.

Aber von vorne: es ist ein kleines Büchlein von 166 Seiten mit relativ großer Schrift. Eine Besonderheit des Buches ist, dass einzelne wichtige und zusammengefasste Aussagen auf jeweils einer Seite für sich stehen. Dies ermöglicht einerseits eine tiefe Auseinandersetzung damit. Man könnte zum Beispiel darüber meditieren oder sich jeweils einen Satz für ein paar Tage zum Nachdenken vornehmen. Und andererseits hat es den praktischen Aspekt, die eigenen „Lieblings“-Aussagen leichter wiederzufinden.

Die Sprache ist eher einfach, dafür klar und eindringlich. Oberflächlich betrachtet wiederholt sich der Autor, doch bei genauerem Hinsehen werden die feinen Unterschiede und Bedeutungen in seinen Aussagen deutlich. Manche Aussagen erscheinen sogar so lapidar, dass es tatsächlich einen zweiten, dritten, vierten Blick darauf benötigt. Im Fließtext finden sich viele Beispiele und Erzählungen. Und ein spiritueller Touch ist nicht von der Hand zu weisen. Doch selbst wenn Sie als geneigter Leser der Spiritualität gänzlich abgeneigt sind, würde ich Ihnen das Buch ans Herz legen. Blenden Sie doch einfach aus, was Sie stört. Der Rest ist es immer noch wert, genauer betrachtet zu werden. Und falls es Sie interessiert, wer der Autor ist, werden Sie feststellen, dass er durchaus bodenständig und sehr authentisch seine Überzeugungen lebt, die er in diesem Buch festgehalten hat.

Alles in allem ein Buch, das weiterhelfen kann, sofern man sich wirklich ernsthaft mit dem Thema Verzeihen auseinandersetzen möchte. Wichtig finde ich persönlich dabei: gehen Sie es langsam an, mit Wohlwollen gegenüber sich selbst und insgesamt in Ihrem eigenen Tempo. Verzeihen ist zumeist ein Weg, das geht in den seltensten Fällen pauschal über Nacht. Und sollte auch erst dann angegangen werden, wenn es für Sie persönlich wirklich stimmig ist.
Eine Anmerkung zum Schluss: Verzeihen sollte man nicht nur den Anderen, sondern auch sich selbst. Das wird gerne mal vergessen, ist aber mindestens genauso wichtig. Und auch hierfür lässt sich das Buch gut verwenden.

Fazit: Lesenswert – für alle, die dazu bereit sind, sich mit dem Thema Verzeihen zu beschäftigen.

Buchtipp #4 Das Café am Rande der Welt. Eine Erzählung über den Sinn des Lebens.

(John Strelecky, Verlag dtv 2016, ISBN 978-3-423-20969-4)

Klappentext

Im Leben ankommen.

In einem kleinen Café am Rande der Welt wird John, ein stets gestresster Manager, mit Fragen nach dem Sinn des Lebens konfrontiert. Diese führen ihn gedanklich weit weg von seiner Büroetage an die Meeresküste von Hawaii. Dabei verändert sich seine Einstellung zum Leben und zu seinen Beziehungen, und er erfährt, wie viel man von einer weisen grünen Meeresschildkröte lernen kann. So gerät diese Reise letztlich zu einer Reise zum eigenen Selbst.

„Dieses Buch berührt die Seele.“ Leserstimme

 

Mein Eindruck

Der ein oder andere schiebt sie vielleicht schon länger vor sich her – die Frage nach dem Sinn des Lebens. Wer dabei gerne als „Ausrede“ benutzt, dass dies ja durchaus ein gewichtiges Thema ist und die Beschäftigung damit nur mit dem gebotenen Ernst zu bewältigen ist, findet hier ein charmantes Angebot, dies auf andere Art zu tun. Sofern man sich auf die einfache, flüssig zu lesende Sprache einlässt und kein philosophisches Grundlagenwerk erwartet. Eine gewisse Leichtigkeit ist dabei vielleicht sogar förderlich, wenn man sich zwar nachhaltig, aber nicht beschwerlich mit dem eigenen Leben auseinandersetzen möchte. Anregungen gibt es in diesem kleinen, feinen Taschenbüchlein (128 Seiten) jedenfalls genug.

Inhaltlich baut sich die Erzählung auf wenige Protagonisten auf: es kommen nur vier Personen zu Wort. Die Hauptfigur John, der Inhaber des Cafés Mike, die Bedienung Casey und ein weiterer Gast Anne. Der Ort der Handlung ist ein Café, in dem die Hauptfigur landet, nachdem sie sich verfahren hat. Das Kernstück der Erzählung dreht sich dabei um drei Fragen, die auf der Rückseite der Speisekarte gestellt werden:

Warum bist du hier?
Hast du Angst vor dem Tod?
Führst du ein erfülltes Leben?

In oberflächlich lockeren Gesprächen unter den Beteiligten nähert sich die Hauptfigur der ganz persönlichen Beantwortung dieser Fragen. Dabei muss man nicht alles wörtlich nehmen, was im Laufe der Erzählung auftaucht, zum Beispiel die Sache mit der Werbung und den Briefkästen. Es geht eher um den tieferen Sinn, die dahinter liegenden Aussagen. Und da findet sich bei genauerer Betrachtung zwar nichts bahnbrechend Neues, aber dennoch einiges, worüber es sich lohnt, nachzudenken. Und das kann sowieso nur jeder für sich selbst tun.

Allzuviel des Inhalts möchte ich gar nicht verraten.

Es sind viele kleine Anregungen und Weisheiten in der Geschichte versteckt. Diese kommen aber nach meinem Empfinden nicht mit dem erhobenen Zeigefinger daher. Man kann das Buch also auch gut als Tee- oder Urlaubslektüre lesen.

Eine besondere Erwähnung verdienen noch die kleinen und großen Illustrationen von Root Leeb. Sie lockern den Spiegel-Bestseller optisch angenehm auf.

Fazit: Lesenswert – für alle, die sich dem Sinn des Lebens gern heiter und gleichzeitig tiefsinnig nähern.

Parabel von den zwei Wölfen

Auf Ihren besonderen Wunsch die Parabel von den zwei Wölfen zum Nachlesen:

Ein alter Indianer saß mit seinen Enkeln am Lagerfeuer. Es war schon dunkel und das Feuer erleuchtete den Abendhimmel.

Nach einer Weile des Schweigens erzählte der weise Alte seinen Enkeln von einem inneren Kampf, der seit Urzeiten in jedem Menschen stattfindet:

„Im Leben eines jeden Menschen gibt es zwei innere Wölfe, die miteinander um sein Herz kämpfen und ringen. Einer der beiden ist rachsüchtig, aggressiv und grausam. Er verspürt Ärger, Angst, Verleugnung, Neid, Eifersucht, Sorgen, Gier, Arroganz, Selbstmitleid, Einschränkung, Lügen, Schuld, Überheblichkeit und Missgunst.
Der andere hingegen ist liebevoll, sanft und mitfühlend. Er verspürt Heiterkeit, Freude, Frieden, Liebe, Hoffnung, Wirksamkeit, Offenheit, Freundschaft, Gelassenheit, Selbstbestimmung, Wahrhaftigkeit, Güte, Wohlwollen, Großzügigkeit, Dankbarkeit, Vertrauen, Klarheit und Weisheit.”

Die Enkel dachten eine Weile über die Worte nach und einer von ihnen fragte sodann: “Welcher der beiden wird den Kampf um das Herz gewinnen?”.

“Der Wolf, der am häufigsten gefüttert wird.” antwortete der Alte. „Darum lebe achtsam und lerne beide Wölfe gut kennen. Und dann wähle jeden Tag von Neuem, welchen Wolf du füttern möchtest.“

(Quelle unbekannt)

Von der Selbst-Erkenntnis zur Veränderung im täglichen Leben

Vor kurzem hatte ich ein Gespräch mit einem neuen Klienten, der Erfahrung mit jahrelanger Gesprächstherapie mitbrachte.

Er fragte mich unter anderem, warum er in all den Jahren keine wesentliche Verbesserung oder Änderung seiner Probleme feststellen könne, obwohl er doch schon so viel über sich selbst erkannt hat, in den unzähligen Sitzungen der vergangenen Jahre.

Nun – dafür kann es natürlich wie immer eine Vielzahl an Gründen geben. Ein paar allgemeine Gedanken jedoch möchte ich Ihnen gerne darstellen. Ich bemühe mal einen Vergleich.

Das Autofahren eignet sich ganz gut dafür, denn es ist für die meisten erwachsenen Menschen ein fester Bestandteil des Lebens. Und selbst wenn nicht – es ist allgegenwärtig und somit leichter nachvollziehbar.

Wenn Sie selbst ein Auto fahren können wollen, benötigen sie erstens jemanden, der Ihnen die grundlegenden Funktionsweisen erklärt, es Ihnen beibringt oder bei dem Sie sich zumindest etwas abschauen können. Sie erwerben damit ein gewisses Verständnis für die Zusammenhänge, also Erkenntnis.

Und zweitens benötigen Sie Übung, also in diesem Beispiel das tatsächliche „selbst fahren“. Direkt gesagt: vom Zuschauen alleine ist noch keiner ein guter Autofahrer geworden.

Erkennen und Lernen

Übertragen auf Coaching und Therapie bedeutet das folgendes: derjenige, der Ihnen grundlegende Funktionsweisen, z.B. die Logik der menschlichen Psyche, erklärt und Wege zur Umsetzung an die Hand gibt, ist der Coach oder auch Therapeut. Das verhilft Ihnen unter anderem zu Erkenntnissen und zeigt Ihnen das „Wie“.

Umsetzen

Was jetzt noch fehlt, ist Ihr eigenes Tun, die Übung, das Übertragen der Erkenntnisse auf Ihr tägliches Leben. Das ist die Grundlage für real erlebte Veränderung: Sie müssen das Erkannte tatsächlich auch selbst ausprobieren, üben und umsetzen. Das kann kein anderer für Sie tun.

Wenn Sie bildlich gesprochen neben dem Auto stehen bleiben und sagen: „Theoretisch habe ich jetzt verstanden, wie es geht. Aber es ist neu und mir nicht so ganz geheuer. Ich lasse mich lieber weiterhin von anderen durch die Gegend fahren. Denn wenn der andere falsch abbiegt oder eine Delle in das Auto fährt, habe ich schon mal nichts falsch gemacht – ich bin nicht schuld“, wird offensichtlich, dass Sie damit immer noch weit entfernt sind von Ihrem ursprünglich angestrebten Ziel, selbst ein Auto fahren zu können. Ähnlich verhält es sich mit der angestrebten Veränderung.

Deshalb ist ein ergänzender wichtiger Punkt, dass Sie selbst Handeln und die Verantwortung übernehmen für das, was passiert. Und sich klar werden, was Sie wollen und wohin Sie wollen.

Zugegeben – das alles ist manchmal schwierig. Es ist jedoch notwendig auf dem Weg von der Erkenntnis zur Veränderung.

Um bei dem Bild mit der Autofahrt zu bleiben: Sie setzen sich selbst ans Steuer, entscheiden wohin Sie fahren möchten und wenn Sie dabei ein anderes Auto anfahren, übernehmen Sie selbst die Verantwortung dafür (Achtung: Verantwortung und Schuld sind zwei Paar Schuhe. Dazu mehr in einem anderen Beitrag.).

Geduld

Wenn Sie bisher in Ihrem Leben das Gefühl hatten, eher ausgeliefert oder fremdbestimmt zu sein, dann bedarf es wahrscheinlich einiger Schritte zur gelebten Selbst-Verantwortung. Und den eigenen freien Entscheidungen. Hierbei kann Ihnen ebenfalls Ihr Coach oder Therapeut behilflich sein. Denn erstens lässt sich das alles lernen und zweitens geht es mit Unterstützung und den passenden Methoden leichter als allein.

Falls es nicht gleich klappt, haben Sie Geduld mit sich.

Wenn Sie jahrelang dieselbe Strecke gefahren sind und plötzlich müssen Sie aufgrund einer geänderten Strassenführung andere Wege nehmen als die bisher gewohnten, dauert es auch eine bestimmte Zeit, bis Sie sich wieder genauso wohl und sicher damit fühlen und automatisch den neuen Weg einschlagen.

Es braucht also einige Schritte von der Erkenntnis zur realen Veränderung:

  • sich selbst verstehen
  • sich seiner selbst bewusst werden bzw. sein
  • klare Entscheidungen treffen
  • mehr und mehr selbst-verantwortlich handeln

Teilen Sie sich Ihren Weg in Abschnitte auf und machen Sie bildlich gesprochen immer wieder Verschnaufpausen. Denn auch das gehört dazu, damit sich Muster ändern.

Buchtipp #3 Leih mir dein Ohr und ich schenk dir mein Herz. Wege zu einer glücklichen Liebesbeziehung.

(Sabine und Roland Bösel; Verlag Goldmann; ISBN 978-3-442-17328-0)

Klappentext

„Österreichs bekannteste Paartherapeuten über das schöne und schwierige Leben zu zweit.“ Woman

Eine Beziehung ist nicht zu Ende, wenn eine Krise ausbricht. Im Gegenteil. Jedes Paar trägt alle Qualitäten in sich, um glücklich und leidenschaftlich zu lieben und zu leben. Die beiden Psychotherapeuten Sabine und Roland Bösel, selbst seit 30 Jahren ein Paar, geben aus ihrer langjährigen Praxiserfahrung Tipps für die Bewältigung von Krisen und die Gestaltung einer glücklichen, leidenschaftlichen Beziehung.

Mein Eindruck

Ein Titel, der viel verspricht und gleichzeitig auf den Punkt bringt, was die Kernaussage des Buches ist:

Wenn wir uns gegenseitig WIRKLICH zuhören, wenn wir uns füreinander interessieren und uns tiefgründig begegnen, dann finden wir in unseren persönlichen Beziehungen, wonach sich jeder sehnt. Zuwendung, gesehen werden, Wärme, Verständnis.

Den Autoren ist hier ein rundum gelungener „Beziehungs-Ratgeber“ geglückt. Angefangen bei der klaren Untergliederung über die tiefgründigen Informationen, Tipps und Übungen bis hin zu den zahlreichen Beispielen aus ihrer Arbeit mit Paaren. Ergänzt mit Beispielen aus ihrer ganz eigenen persönlichen Liebes-Beziehung in den letzten 30 Jahren.

Einerseits ist diese Offenheit in einer Zeit des allgegenwärtigen Perfektionismus sehr ungewöhnlich und mutig. Andererseits liest sich das Buch genau deswegen so wohltuend und sympathisch.

Die Grundaussage, die ich darin sehe: auch wenn es schwierig sein kann, eine gute und stabile, glückliche und erfüllende Beziehung zu leben – mit dem festen Willen beider Partner, sich als einzelner Mensch und als Paar zu entwickeln, Reflexion, Geduld mit sich und dem anderen, Offenheit, Verständnis und viel Mut zur Übung und auch Mut zu gegenseitiger Nähe ist es nicht nur möglich, sondern sehr wahrscheinlich, die Beziehung zu leben, die man sich wünscht.

Das Buch ist leicht zu lesen. Viele kurze Unterkapitel ermöglichen es, auch abends im Bett „nur mal kurz“ weiterzulesen oder sich gezielt mit dem Partner über ein Kapitel auszutauschen. In den vielen Beispielen kann man sich, die eigene Beziehung oder auch andere immer wieder gut erkennen.

Prägungen aus der Kindheit und familiäre Muster bestimmen einerseits bereits die Partnerwahl und andererseits auch, wie diese Beziehung sich dann entwickelt. Und: Jeder hat seinen Anteil an dem, was innerhalb der Beziehung geschieht. Somit ist keiner nur „Opfer“ des anderen.

Die Autoren helfen dabei, dies zu erkennen und genau darin liegt die Wachstumschance für jeden einzelnen, sowie der Weg zum persönlichen Glück in der gemeinsamen Beziehung.

Das Buch beinhaltet Wege und Möglichkeiten, kann jedoch wie jedes Buch keine professionelle Begleitung ersetzen. Bitte bedenken Sie dies insbesondere, wenn traumatisierende Ereignisse vorliegen.

Der Titel eignet sich gut als Geschenk zur Hochzeit oder allgemein für Paare, wie auch für einzelne Personen, die sich und ihre Beziehungsmuster besser verstehen wollen.

Fazit: Lesenswert – für alle, die sich eine gute und liebevolle Beziehung wünschen.

Buchtipp#2 Das bleibt in der Familie. Von Liebe, Loyalität und uralten Lasten.

(Sandra Konrad; Verlag Piper; ISBN 978-3-492-30530-3)

Klappentext

Wie die Vergangenheit uns bindet und lenkt
Jede Familie hat ihre hellen und dunklen Seiten. Wir alle sind geprägt von den Erfahrungen unserer Eltern und Großeltern und so ziehen sich Konflikte, Verletzungen und Geheimnisse oftmals wie ein roter Faden durch mehrere Generationen. Sandra Konrad zeigt, wie lohnenswert die Auseinandersetzung mit der familiären Geschichte ist. Denn je mehr wir über unsere Familie wissen, desto eher können wir uns aus den alten Fallstricken befreien und ein selbstbestimmtes und glückliches Leben führen.

„Wir werden nicht einfach in unsere Familien hineingeboren, sondern in die Geschichten unserer Familie, die uns stützen und nähren und manchmal zum Krüppel machen.“ Monica McGoldrick

„Eine Orientierungshilfe für alle, die eigentlich nicht wissen, warum sie tun, was sie tun.“ Deutschlandradio Kultur

Mein Eindruck

Immer wieder höre ich von Klienten: „Wollen Sie jetzt wirklich etwas über meine Familie und Kindheit wissen? Das sind doch alte Geschichten – muss das sein?“.

Um es deutlich zu sagen: ja, das muss sein. Warum, das beschreibt Sandra Konrad eindringlich und klar in ihrem Buch „Das bleibt in der Familie“. Themen, die die Autorin aufgreift, sind die Macht der Familie, familiäre Wünsche, Loyalität in verschiedenen Kontexten, das emotionale Erbe und wie man alte Lasten ablegen kann.

Es sind nicht nur die Prägungen und Erlebnisse, die Kinder direkt – also vielleicht erinnerbar oder offensichtlich – für ihr eigenes Leben beeinflussen. Die Beeinflussung innerhalb der Familie geht weit darüber hinaus: von Bindungserfahrungen über (beobachtete) emotionale Verletzungen, Doppelbotschaften, Misshandlungen, Traumata, Schuld, Scham, Sühne und Geheimnissen bis hin zur sogenannten transgenerationalen/ mehrgenerationalen Weitergabe.

Wie das genau funktioniert, welche Elemente jeweils mitspielen und auf welch unterschiedliche Weise sich all diese Umstände auswirken können, erklärt Frau Konrad anhand vieler Beispiele aus ihrer therapeutischen Praxis ausführlich und für jeden gut verständlich.

Was mir persönlich besonders gut gefällt sind die verwendeten Sprichwörter und Zitate von Persönlichkeiten oder Texte aus Büchern, die zahlreich im Text untergebracht sind und auf die die Autorin auch eingeht und daraus Zusammenhänge zu ihrem Thema erschließt. Und auch dass sie darauf hinweist, dass Familien natürlich auch Gutes (!) weitergeben: alles hat eben zwei Seiten.

Systemisch und im Zeitgeist betrachtet, fehlt ein Thema gänzlich: Patchwork-Familien. Da dies allerdings ein sehr weites und komplexes Feld ist, das all das im Buch beschriebene sachlich auch in sich trägt, ist das meiner Ansicht nach eher ein Pluspunkt. Es trägt zur besseren Verständlichkeit bei.

Fazit: Lesenswert – für jeden.

Buchtipp #1 Der Apfel-Faktor. Wie die Familie, aus der wir kommen, beruflichen Erfolg beeinflusst.

(Bertold Ulsamer; Verlag Kösel 2009; ISBN 978-3-466-30795-1)

Klappentext

„Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“ – dieser Satz bewahrheitet sich im beruflichen Kontext immer wieder. Der Blick in die eigenen Familiengeschichte ist äußerst aufschlussreich, um die Ursachen für innere Zufriedenheit und äußeren Erfolg zu verstehen – aber auch die Hintergründe für Unzufriedenheit und Fehlschläge. Wer erkennt, was ihn beeinflusst, kann hinderlichePrägungen überwinden.

Mein Eindruck

Als ich kurz nach Erscheinen des Buches 2009 auf Ulsamer’s Werk aufmerksam wurde, war ich sehr neugierig. Ich war damals selbst erst seit wenigen Jahren als Coach tätig und wendete unter anderem verschiedene Aufstellungsmethoden an. Und war auf der Suche nach einem Buch, das mit leichter Hand meinen Kunden und Klienten beispielhaft erklären könnte, was so alles in ihren beruflichen Erfolg oder Nicht-Erfolg hineinwirken könnte. Und welchen Nutzen sie davon hätten, sich auf eine derartige Suche nach bisher unberücksichtigten Zusammenhängen zu machen.

Um es kurz zu machen: meine Erwartungen wurden mehr als erfüllt. Angereichert mit vielen lebhaften und nachvollziehbaren Beispielen aus seiner praktischen Arbeit und noch dazu in einer lebhaften und verständlichen Sprache geschrieben, las ich das Buch in einem Rutsch durch und empfehle es seitdem gerne weiter.

Bertold Ulsamer schreibt in seinem ersten Kapitel: „ Dieses Buch soll den Leserinnen und Lesern Einsichten, Anregungen und Ideen geben, welche möglichen Zusammenhänge sie bisher möglicherweise übersehen haben. Darüber hinaus zeigt es den Weg auf, innere Hindernisse aufzulösen, ja sie sogar in Ressourcen umzuwandeln.“. Dies ist ihm aus meiner Sicht ohne Einschränkung gelungen:

„Warum komme ich immer wieder in ähnliche Situationen? Warum verhalte ich mich trotz besseren Wissens immer wieder so und nicht anders? Wie wirken Familienmuster in meine berufliche Laufbahn hinein? Was blockiert mich in meinem Erfolg?“

Diese und weitere Fragen behandelt das Buch „Der Apfel-Faktor“ anhand von plastischen Einzelbeispielen und zugehörigen Erläuterungen, gleichzeitig jedoch thematisch geordnet, was der Übersichtlichkeit dienlich ist.

Zusammenhänge kommen gut zur Geltung und werden übersichtlich und auf den Punkt erklärt, ohne dass der Autor sich in fachliche Höhen versteigt. Jemand, der sich mit diesen inneren Zusammenhängen noch nie beschäftigt hat, findet Erklärungen und einen Einstieg in Lösungsmöglichkeiten. Und auch Leser, die im behandelten Themenkomplex versiert sind, können sich anhand der Beispiele und Erläuterungen hinterfragen und fokussieren, sich in vielleicht schon eingefahrenen Gleisen mal wieder erschüttern lassen.

Am Ende des Buches gibt es noch allgemeine Informationen, einen Überblick über die Aufstellungsmethode, sowie im Anhang Fragen zu den Fakten der eigenen Familiengeschichte. Alleine schon anhand der Fragen – sofern man sich wirklich ernsthaft und sich selbst gegenüber ehrlich damit auseinander setzt – können nach der Lektüre des Buches eigene Zusammenhänge und Muster entdeckt werden. Und dies ist bekanntlich der erste Schritt zur Veränderung.

Fazit: Lesenswert – für jeden.