Von der Selbst-Erkenntnis zur Veränderung im täglichen Leben

Vor kurzem hatte ich ein Gespräch mit einem neuen Klienten, der Erfahrung mit jahrelanger Gesprächstherapie mitbrachte.

Er fragte mich unter anderem, warum er in all den Jahren keine wesentliche Verbesserung oder Änderung seiner Probleme feststellen könne, obwohl er doch schon so viel über sich selbst erkannt hat, in den unzähligen Sitzungen der vergangenen Jahre.

Nun – dafür kann es natürlich wie immer eine Vielzahl an Gründen geben. Ein paar allgemeine Gedanken jedoch möchte ich Ihnen gerne darstellen. Ich bemühe mal einen Vergleich.

Das Autofahren eignet sich ganz gut dafür, denn es ist für die meisten erwachsenen Menschen ein fester Bestandteil des Lebens. Und selbst wenn nicht – es ist allgegenwärtig und somit leichter nachvollziehbar.

Wenn Sie selbst ein Auto fahren können wollen, benötigen sie erstens jemanden, der Ihnen die grundlegenden Funktionsweisen erklärt, es Ihnen beibringt oder bei dem Sie sich zumindest etwas abschauen können. Sie erwerben damit ein gewisses Verständnis für die Zusammenhänge, also Erkenntnis.

Und zweitens benötigen Sie Übung, also in diesem Beispiel das tatsächliche „selbst fahren“. Direkt gesagt: vom Zuschauen alleine ist noch keiner ein guter Autofahrer geworden.

Erkennen und Lernen

Übertragen auf Coaching und Therapie bedeutet das folgendes: derjenige, der Ihnen grundlegende Funktionsweisen, z.B. die Logik der menschlichen Psyche, erklärt und Wege zur Umsetzung an die Hand gibt, ist der Coach oder auch Therapeut. Das verhilft Ihnen unter anderem zu Erkenntnissen und zeigt Ihnen das „Wie“.

Umsetzen

Was jetzt noch fehlt, ist Ihr eigenes Tun, die Übung, das Übertragen der Erkenntnisse auf Ihr tägliches Leben. Das ist die Grundlage für real erlebte Veränderung: Sie müssen das Erkannte tatsächlich auch selbst ausprobieren, üben und umsetzen. Das kann kein anderer für Sie tun.

Wenn Sie bildlich gesprochen neben dem Auto stehen bleiben und sagen: „Theoretisch habe ich jetzt verstanden, wie es geht. Aber es ist neu und mir nicht so ganz geheuer. Ich lasse mich lieber weiterhin von anderen durch die Gegend fahren. Denn wenn der andere falsch abbiegt oder eine Delle in das Auto fährt, habe ich schon mal nichts falsch gemacht – ich bin nicht schuld“, wird offensichtlich, dass Sie damit immer noch weit entfernt sind von Ihrem ursprünglich angestrebten Ziel, selbst ein Auto fahren zu können. Ähnlich verhält es sich mit der angestrebten Veränderung.

Deshalb ist ein ergänzender wichtiger Punkt, dass Sie selbst Handeln und die Verantwortung übernehmen für das, was passiert. Und sich klar werden, was Sie wollen und wohin Sie wollen.

Zugegeben – das alles ist manchmal schwierig. Es ist jedoch notwendig auf dem Weg von der Erkenntnis zur Veränderung.

Um bei dem Bild mit der Autofahrt zu bleiben: Sie setzen sich selbst ans Steuer, entscheiden wohin Sie fahren möchten und wenn Sie dabei ein anderes Auto anfahren, übernehmen Sie selbst die Verantwortung dafür (Achtung: Verantwortung und Schuld sind zwei Paar Schuhe. Dazu mehr in einem anderen Beitrag.).

Geduld

Wenn Sie bisher in Ihrem Leben das Gefühl hatten, eher ausgeliefert oder fremdbestimmt zu sein, dann bedarf es wahrscheinlich einiger Schritte zur gelebten Selbst-Verantwortung. Und den eigenen freien Entscheidungen. Hierbei kann Ihnen ebenfalls Ihr Coach oder Therapeut behilflich sein. Denn erstens lässt sich das alles lernen und zweitens geht es mit Unterstützung und den passenden Methoden leichter als allein.

Falls es nicht gleich klappt, haben Sie Geduld mit sich.

Wenn Sie jahrelang dieselbe Strecke gefahren sind und plötzlich müssen Sie aufgrund einer geänderten Strassenführung andere Wege nehmen als die bisher gewohnten, dauert es auch eine bestimmte Zeit, bis Sie sich wieder genauso wohl und sicher damit fühlen und automatisch den neuen Weg einschlagen.

Es braucht also einige Schritte von der Erkenntnis zur realen Veränderung:

  • sich selbst verstehen
  • sich seiner selbst bewusst werden bzw. sein
  • klare Entscheidungen treffen
  • mehr und mehr selbst-verantwortlich handeln

Teilen Sie sich Ihren Weg in Abschnitte auf und machen Sie bildlich gesprochen immer wieder Verschnaufpausen. Denn auch das gehört dazu, damit sich Muster ändern.