Wissenswertes über Bedürfnisse


Wir Menschen haben einerseits körperliche Bedürfnisse und andererseits emotionale, psychische und seelische Bedürfnisse. Gleichgültig, ob Sie diese immer wahrnehmen oder nicht – Bedürfnisse sind immer da.

Bedürfnisse sind für unser individuelles Überleben absolut notwendig. Um das ‚Ziel Überleben‘ zu erreichen, beeinflussen Bedürfnisse deshalb ganz automatisch unsere Wahrnehmung und unser Denken, Fühlen und Handeln.

Bedürfnis-Modell nach Dr. Evelin Kroschel

Bedürfnismodelle gibt es viele. Das Modell, das aus meiner Sicht dem täglichen Leben am nächsten kommt, ist das Motivrad©️ von Dr. Evelin Kroschel-Lobodda.

Ihr Ansatz: Im Leben exisitiert sehr vieles in Polaritäten: hell-dunkel, warm-kalt, nah-fern usw. Warum also nicht auch Bedürfnisse in Polaritäten darstellen?

In nebenstehender Grafik finden Sie die stark vereinfachte Darstellung des Modells von Dr. Kroschel. Je länger man sich damit beschäftigt, desto leichter fällt es, andere Menschen auch in schwierigen Situationen zu verstehen.

Der Aufbau des Modells

Im äußersten Ring finden Sie körperlich orientierte Bedürfnisse und Voraussetzungen. Diese sollen hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt sein.

Im zweiten Ring finden Sie emotionale/psychische/seelische Bedürfnisse. Auf diese gehe ich weiter unten noch näher ein.

Der dritte Ring beinhaltet zwei sehr grundlegende Bedürfnisse, die einzeln oder gemeinsam die Bedürfnisse des zweiten Ringes ergänzen.

Im Mittelpunkt befindet sich das, was landläufig „in seiner Mitte sein“ genannt wird.

Was Sie zum Motivrad wissen müssen

Für ein gesundes und ausgeglichenes Leben ist es wichtig, alle Bedürfnisse je nach Situation flexibel auf die jeweils passende Art zu erkennen und zu befriedigen. So entsteht ein Gleichgewicht, eine innere Balance. Dabei ergänzen und bereichern sich die unterschiedlichen Bedürfnisse gegenseitig.

Jedes einzelne Feld (=Bedürfnis) existiert im Geben und im Nehmen. Geben und Nehmen sollten ebenfalls im Großen und Ganzen im Ausgleich sein. Sowohl im Innen wie auch im Außen.

Alle Felder sind grundsätzlich gleichwertig. Dennoch entstehen oftmals Wertungen – durch kulturelle, soziologische und gesellschaftliche Prägung. Sollten Sie diese Wertigkeiten verinnerlicht haben, können Sie sich auch wieder daraus befreien – sofern Sie das möchten, weil es vielleicht nicht mehr stimmig ist.

Je nach Situation können auch mehrere Bedürfnisse gleichzeitig existieren. (Ein Beispiel: Sie treffen sich mit Freunden zum Kochen und anschließendem Spieleabend. Beim gemeinsamen Brettspiel wollen Sie unbedingt gewinnen. Beteiligt sind die Bedürfnisfelder Gemeinschaft, Freude/Genuss, Selbstwert und Wirksamkeit.)

Wenn einzelne Bedürfnisse zu stark im Vordergrund stehen und der natürliche Gegenpol ausgeblendet oder sogar verachtet wird, bewegen wir uns in einer Einseitigkeit, die auf Dauer schadet.

Mehr Infos zu den einzelnen Feldern finden Sie in Kürze im Blog. Oder im Buch von Dr. Kroschel.

Die Bedürfnisfelder …

Bindung/Gemeinschaft

Ganz platt gesagt: Menschen sind Herdentiere. Immer dann, wenn Ihnen andere Menschen oder deren Meinung wichtig sind, leben Sie den Gemeinschaftspol.

… im Kurzüberblick

versus Freiheit/Individualität

Sie wollen eigenen Entscheidungen treffen? Unabhängig sein, sich mit Ihren Ideen verwirklichen? Dann bewegt Sie der Freiheitspol.

Anerkennung/Selbstwert

Sie wollen respektiert werden? Ihre Würde oder Ihr Status ist Ihnen wichtig? Sie wollen gesehen werden mit Ihrer Leistung oder einfach nur als Mensch? Das alles und mehr ist der Pol für Anerkennung und Selbstwert.

versus Besitz/Erkenntnis

Unabhängig davon, ob Sie viel Geld verdienen, sich etwas schaffen wollen oder ob Sie sich eher mit Büchern beschäftigen und Kompetenzen erwerben: alle Varianten sind auf dem Besitzpol zu finden.

Neuheit/Veränderung

Sie finden es spannend, wenn etwas Neues auf Sie zukommt? Wenn Sie fremde Länder bereisen oder ein Seminar Abwechslung im Berufsalltag verspricht? Dann befinden Sie sich auf dem Neuheitspol.

 

versus Sicherheit/Beständigkeit

Vorausschauende Planungen, Berechenbarkeit, Grenzen, eine feste Struktur im Leben oder in Beziehungen wird vom Sicherheitspol dargestellt. Selbstverständlich finden sich hier auch Institutionen wie die Polizei u.ä.

Freude/Genuss

Sie lachen gerne? Oder dekorieren Wohnung oder Garten? Auch ein Spieleabend mit Freunden, der Spaß am Sport oder ein wundervolles Essen genießen spiegeln den Pol für Freude und Genuss.

versus Gerechtigkeit/Ideale

Verantwortung übernehmen, Gerechtigkeitssinn, sich bedanken oder loyal verhalten, pflichtbewusst seinen Aufgaben nachkommen, Werte – auf den ersten Blick unterschiedlich und doch im Kern gemeinsam auf dem Gerechtigkeitspol zu finden.

Wirksamkeit/Macht

Um Ihr Leben gestalten zu können und selbst für die Befriedigung Ihrer Bedürfnisse zu sorgen, dürfen Sie nicht ohnmächtig daneben stehen. Das ist hier in aller Kürze mit Wirksamkeit/Macht gemeint.

Gelassenheit/Hingabe

Sie können sich in andere einfühlen? Sie vertrauen ins Leben, in eine andere Person? Sie können auch mal gelassen abwarten oder gehen ganz in etwas auf? Das sind Teile des Pols Gelassenheit/Hingabe.

Bedürfnisse erkennen, um Konflikte zu lösen

Sie fragen sich vielleicht, wie Ihnen ein theoretisches Modell helfen soll, Ihre Konflikte zu lösen.

Ganz einfach: beim nächsten Konflikt nehmen Sie das Schaubild zur Hand und überlegen, was Ihnen persönlich gerade so wichtig ist, dass Sie nicht davon ablassen wollen oder können – Ihr Gegenüber Sie jedoch einfach nicht versteht. Und danach versuchen Sie, Ihren Konfliktpartner einzuordnen.

Damit es dann aber nicht zu neuen Missverständnissen und Streitereien aus der Kategorie „ich weiß besser wie du tickst als du selbst“ kommt, sollten Sie natürlich Ihre Erkenntnisse miteinander teilen. Am besten, Sie geben Ihrem Gegenüber auch gleich das Modell in die Hand. Dann können Sie gemeinsam klären, warum Sie keinen Konsens gefunden haben oder was schief gelaufen ist.

Und falls Sie dennoch keine Lösung finden oder Ihre Situation zu aller Zufriedenheit klären können, freue ich mich über Ihren Anruf!