Buchtipp #6 Wenn du willst, was du noch nie gehabt hast, dann tu, was du noch nie getan hast. Geschichten und Lebensweisheiten.

(Nossrat Peseschkian; Verlag Herder 2013; ISBN 978-3-451-05918-6)

Klappentext

Geschichten können Medizin für die Seele sein: eine knappe Weisheit, eine aufschlussreiche, witzige Szene kann schneller ein Aha-Erlebnis bewirken als langwieriges Analysieren. Nossrat Peseschkian, Autor von „Der Kaufmann und der Papagei“ , schildert in seinen Geschichten scheinbar festgefahrene Situationen, die plötzlich in überraschend neuem Licht erscheinen – und den Blick öffnen für neue, befreiende Lebensmöglichkeiten.

Dr. med., Facharzt u.a. für Psychotherapeutische Medizin, Honorarprofessor, Begründer der Positiven Psychotherapie, Gründer und Leiter der Wiesbadener Akademie für Psychotherapie. Intensive Forschungs- und Lehrtätigkeit in über 60 Staaten. Zahlreiche Bücher und Publikationen.

Mein Eindruck

Lebensweisheiten in Geschichtenform – seit Urzeiten eine, wie ich finde, sehr schöne Art, kluge Gedanken und Erkenntnisse untereinander weiter zu geben.

Der Autor verwendet eine bildhafte Sprache in den orientalischen Geschichten, welche für sich genommen schon intuitiv wirken würden. Im Anschluss an jede Geschichte ergänzt er noch Beispiele, wie Patienten seiner psychotherapeutischen Praxis mit den Geschichten umgegangen sind, sowie zugehörige Erläuterungen aus seiner Sicht. An manchen Stellen braucht es jedoch ein wenig Geduld und Um-die-Ecke-denken, um sich dem anzunähern, was Peseschkian im jeweiligen Zusammenhang wichtig war. Zitate oder kurze Sätze runden die jeweiligen Themenabschnitte am Ende ab.

Die Sprache ist einfach und verständlich. Verwendete Fremdwörter und Fachbegriffe erschließen sich auch aus dem Zusammenhang. Die Themen sind breit gefächert: neue Sichtweisen, Perfektionismus, Geben und Nehmen, Ablösung, Vorurteile, Fähigkeiten, Authentizität, Liebe, Rache, Geld, Selbstwert und einiges mehr.

Am Ende des kleinen Büchleins findet sich noch ein Kapitel zur Positiven Psychotherapie, deren Begründer er war, und eines über „Die Bedeutung von Geschichten, Lebensweisheiten und Humor im Alltagsleben“.

Der Autor, der bereits 2010 verstorben ist, ermuntert in seinem Buch dazu, das Leben nicht nur selbst in die Hand zu nehmen, sondern es auch immer wieder zu hinterfragen. Sich selbst auf leichte und dennoch tiefgründige Art auf die Schliche zu kommen. Gewohnheiten zu ändern, neue Sichtweisen einzunehmen, kreativ zu sein. Er macht Mut und kommt angenehm menschlich daher. Der Leser findet keine Lösungen vor, sondern eher Ansätze und Anregungen, die einen eigenen Perspektivwechsel nahe legen. Und Eigenverantwortung fordern.

Was dieses Buch nicht ist: Es ist kein Motivationsbuch, keine Anleitung zum positiven Denken oder auch kein dogmatisches Vorkauen von „Tu dies und lass jenes“. Es ist durchaus förderlich, sich ein wenig mit den Geschichten in Bezug auf das eigene Leben und den eigenen Denkweisen und Ansichten auseinander zu setzen. Eher getreu dem Motto von Vince Ebert: „Denken Sie selbst“.

Meiner Erfahrung nach sind die orientalischen Geschichten nicht für jeden gleich gut zugänglich. Manche Klienten lieben dieses Buch, andere können nichts damit anfangen. Auch bin ich persönlich nicht mit allen Schlussfolgerungen des Autors im ergänzenden Teil einverstanden. Wer jedoch Märchen oder Geschichten liebt, sich selbst und das Leben gerne hinterfragt, ist hier gut aufgehoben.

Fazit: Lesenswert – mit oben genannten Einschränkungen.