Warum Normalität wahren in Paarkrisen nicht hilfreich ist

Die Ausgangssituation

Ehekrise eines Unternehmerpaares, die Ehefrau und Mitinhaberin schildert die aktuelle Situation aus ihrer Sicht. Selbst ganz objektiv betrachtet ist einiges ziemlich verfahren, das Unternehmen leidet bereits mit. Vom privaten Alltag innerhalb der Familie mit teilweise noch kleinen Kindern ganz zu schweigen.

Da fällt ein Ausspruch, den ich häufiger zu hören bekomme. „Was soll man schon machen? Wir versuchen einfach Normalität zu wahren und irgendwie weiter zu machen. Schon allein für die Kinder und die Firma. Nur klappt es einfach nicht.“ Ihr Mann gibt ihr in diesem Fall sogar recht. Beide wirken resigniert.

Eine Krise ist nie Normalität

Eine Krisensituation ist nie „Normalität“ – selbst wenn diese zeitlich schon länger anhält und man sich fatalerweise fast schon daran gewöhnt hat. Insofern kann das auf Dauer auch nicht wirklich gut funktionieren. Es kostet sehr viel Kraft, sich selbst und anderen Normalität vorzuspielen. Gleichzeitig ändert sich ja nichts an der Grundsituation.

Im Gegenteil: es häufen sich weitere Kränkungen und Verletzungen an, der Weg aufeinander zu wird dadurch eher schwerer als leichter. Kinder, sofern vorhanden, bekommen ungewollt sowieso mehr mit, als man möchte und leiden darunter. Mitarbeiter, sofern eine Firma vorhanden ist, ebenso. Wenn dann auch noch bewusst oder unbewusst kleinere und größere Rache-Aktionen laufen, ist das Ziel, Normalität zu wahren, sowieso schon längst gescheitert.

Es kann also gar nicht sinnvoll sein, den Schein zu wahren und einfach irgendwie weiter zu machen. Man kann durch Wegsehen, Aushalten, Ausgleichen, Vorspielen innerhalb und außerhalb der Familie usw. nichts kitten, was an allen Ecken und Enden bröckelt. Oder wie Albert Einstein sagte: „Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.“

Nur: wie geht man damit um, wenn es im Alltag gerade noch zum Vorspielen des Scheins und für Routine reicht?

Die Energie richtig einsetzen

Bereits hier liegt der erste Denkfehler. Wegsehen und Aushalten braucht jede Menge Energie. Warum nicht diesen Teil des inneren Aufwands in die Lösung stecken? Einfach so weitermachen hat ja offensichtlich nicht die erhoffte Veränderung erbracht, also kann genauso gut etwas Neues gewagt werden. Es ist Zeit für Mut und entschiedenes Handeln.

Nach den ersten Schritten und Übungen im Coaching und einem besseren Verständnis, welche Faktoren zur Krise geführt haben, ergeben sich meist recht schnell erste kleine Erfolgserlebnisse. Diese spornen an, weiter zu machen. Die Situation entspannt sich nach und nach. Statt in einer Spirale nach unten finden Sie sich im Aufwärtstrend wieder. Der Partner kann im neuen Licht erscheinen und ist nicht mehr nur „weil es sich so gehört oder schon immer so war“ an der eigenen Seite.

Bei einem gemeinsam geführten Unternehmen sind die sich auf- und ausbauenden positiven Effekte noch wertvoller. Sache und Emotion, Berufliches und Privates können klarer getrennt werden. Kränkungs- und Rachedynamiken reduzieren sich und auch für die Mitarbeiter stellt sich eine Entlastung ein. Die meisten Menschen ergreifen bei Konflikten intuitiv Partei – das spaltet auf Dauer die Firma, kostet Produktivität und dringend benötigte Loyalität.

Beide Partner sind in der Verantwortung

Ein Hinweis zum Schluss: wichtige Voraussetzung für eine positive Veränderung und eine gute Beziehung generell ist, dass sich beide Partner engagieren und eine Veränderung hin zum Besseren wollen. Und sich so gut sie eben gerade können auch aktiv beteiligen. Dabei geht es nicht um Blockaden, die immer mal wieder im Verlauf eines Coachings oder eben auch im Umgang miteinander auftreten können und dann mit Ruhe und Wohlwollen bearbeitet werden.

Geht ein Partner dagegen über längere Zeit nur zum Paar-Coaching mit, „um seine Ruhe zu haben“, bringt sich dort dann aber nicht ein, werden die erwünschten Effekte für jeden einzelnen genauso wie für die Beziehung nur schwerlich oder gar nicht entstehen.

Eine verpasste Chance.

Also wagen Sie mit Mut und Neugier den Schritt in eine neue Richtung. Sie können nur gewinnen.